Eine Ära geht zu Ende

Das Ende dieses Schuljahres 2010/11 stellt für das Leopoldinum gewissermaßen einen historischen Moment dar, weil in der 8a Klasse des Franziskanergymnasiums die letzten klassischen Internatsschüler waren. Wie bekannt ist, haben wir im Leopoldinum im Jahr 2007 beschlossen, das klassische Internat aufzulassen. Die freiwerdenden Räumlichkeiten haben wir für Angebote zur Tagesbetreuung umgestaltet (Schülerhort, Mittagstisch). Das Vollinternat wurde auf die Gruppe der Berufsschüler reduziert sowie bei Bedarf auf einzelne Schüler, welche das PORG Volders besuchen. Um diesen historischen Moment würdevoll zu begehen, haben wir eine lange Tradition aufgegriffen und so, wie es in den vergangenen Jahren üblich war, wurde die Verabschiedung der Maturantinnen und Maturanten im Festsaal des Leopoldinums abgehalten. Seitdem das Leopoldinum existiert, besteht eine feste Verbindung zwischen Gymnasium und Leopoldinum, die einerseits über die Brücke der Schüler führt, weil besonders in der Vergangenheit der Großteil der Schüler des Gymnasiums auch Heimschüler des Leopoldinums waren (in meiner eigenen Maturaklasse 8a 1985 gab es 32 Schüler, von denen 28 Internatsschüler des Leopoldinums waren); andererseits wurde diese Verbindung auch dadurch gewährleistet, dass die Patres der Franziskaner sowohl im Gymnasium unterrichteten als auch gleichzeitig Erzieherdienste im Leopoldinum erfüllten. Wie wir alle wissen, hat sich in dieser Hinsicht in den letzten Jahren sehr viel verändert, da seit 2002 alle Erzieherdienste im Leopoldinum von sogenannten Laien, also Nicht-Franziskanern erfüllt werden. Auch im Lehrkörper des Gymnasiums unterrichten derzeit nur vier Patres. Gleichwohl besteht über die Schüler nach wie vor eine gute Verbindung zum Gymnasium, da in den Gruppen der Schülerhorte, welche grundsätzlich für Schüler aller Haller Schulen offen sind, immer noch zwei Drittel Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums sind. Bei der Verabschiedung der heurigen Maturantinnen und Maturanten wurden auch die letzten beiden Internatsschüler des Leopoldinums verabschiedet, die nach 8 Jahren Internatszeit selbst davon berührt waren, dass mit Ihnen ein langes Kapitel der Geschichte des Leopoldinums abgeschlossen wird. Einer von ihnen brachte dies auch dadurch zum Ausdruck, dass er gebeten hatte, bei der Verabschiedung ein paar Worte zum Rückblick auf 8 Jahre Internat sprechen zu dürfen. In den Gesichtern der Maturanten konnte man die Gelassenheit und Freude über das erreichte Ziel der Matura lesen und in diesem Moment kam mir meine eigene Maturaverabschiedung 1985 in den Sinn, welche ebenso im Festsaal des Leopoldinums stattfand. Auch wir fühlten uns nun richtig frei und gelöst, nicht viel anders als die Maturanten von 2011. Und wenn es in diesem Moment so erscheint, als durchlebten die Maturanten Jahr für Jahr Ähnliches, spürte ich bei der heurigen Verabschiedung, dass etwas anders ist. Das Leben im Internat für 8 Jahre war doch für die meisten in irgendeiner Art und Weise besonders prägend, sodass für viele Internatsschüler das Leopoldinum zu einer Art zweiten Heimat wurde, die eine „eigene Welt“ darstellte. Diese „Welt“ und diese Zeit existieren jetzt nicht mehr und sie lebt höchstens noch in der Erinnerung vieler Altleopoldiner weiter. Aus 8 Jahren gemeinsamen Erfahrungen bildet sich eine Gemeinschaft, die zum Beispiel in den Maturatreffen gepflegt wird, welche umso bedeutungsvoller werden, je älter man wird, wie mir unlängst ein Altleopoldiner sagte. Auch wenn sich im Nachdenken über und in der Erinnerung an die „alten Internatszeiten“ ein Stück Wehmut mischt, überwiegt bei mir selbst dennoch die Freude darüber, dass das Leopoldinum mit einer anderen Ausrichtung auch in Zukunft weiter existieren wird, obwohl es die Zeit, aus der es kommt, nicht mehr gibt.